Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg spiegelt sich die Lebenssituation der einfachen Menschen von damals wider. Wer für einen Tag engagiert wurde, konnte seine Familie einen Tag lang durchbringen, wer leer ausging, hatte Probleme. Die Tagelöhner lebten von der Hand in den Mund.
Das Gleichnis richtete sich an zwei Gruppen von Menschen:
- Erstens richtete es sich an die Besitzenden, wie der Weinbergsbesitzer dafür zu sorgen, dass auch die sozial schlecht Gestellten genug zum Leben bekommen. Es handelt sich also um einen Appell, es dem Weinbergsbesitzer gleichzutun und unabhängig von einer kapitalistischen Kostennutzenrechnung dafür Sorge zu tragen, dass die Mitmenschen um einen herum ihr Auskommen haben. Dieses Handeln ließ das Reich Gottes als bereits im Diesseits aufflackernde Größe erkennen. Dieses Gleichnis dient also wie andere auch dazu, mit einer Geschichte, die jedem geläufig ist und von jedem nachvollzogen werden kann, einen abstrakten Sachverhalt, meist – wie auch hier – eine Erklärung zum Reich Gottes zu vermitteln.
- Die zweite Gruppe von Adressaten waren die gewöhnlichen Leute. Für die war die Botschaft drinnen, sich vom Neid auf andere Menschen, die mehr haben, zu befreien, ja sich sogar mit Menschen zu freuen, die unverdient zu etwas gekommen sind. Auch so ist das Gleichnis Ausdruck des Himmelreiches, wo gilt, dass man sich nicht alles verdienen kann und muß.
Die Botschaft des Gleichnisses besteht auch heute fort. Solidarität und Nächstenliebe sind gefragt, wo z. B. Eltern ihren Kindern gerade das Allernotwendigste bieten können. Menschen kommen dieser Botschaft etwa nach, wo sie sich in Suppenküchen, Tafeln oder Obdachloseneinrichtungen engagieren. Die Diskussionen und die Grundsicherung für alle sind auch auf diesem Hintergrund zu sehen.
Die zweite Botschaft, sich am Glück des Habenden zu freuen, kann auch heute befreiende Wirkung haben. Denn in Zeiten von Globalisierung, internationalem Wettbewerb und Effizienzsteigerungen bis zum geht nicht mehr ist Leistungsdruck, den sich die Menschen zu einem bedeutenden Teil selbst auferlegen, ein enormes Problem. Immer mehr Menschen halten dem Druck nicht mehr stand (Burnout). Wer sich am selbst unverdienten Glück des Nachbarn (Lottogewinn) mitfreuen kann, entlastet sich selber und tut vor allem sich selber Gutes.
Vgl. http://www.schulstoff.net/predigt~gleichnis~arbeiter~im~weinberg-39.htm (29. 10. 2014)
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