Eine Frau wird in der Straßenbahn von einem Mann belästigt. Die zahlreichen Fahrgäste schauen weg; niemand hilft.
Einem alten Mann wird auf der Straße die Geldtasche entwendet. Er schreit: „Haltet den Dieb!“. Die Passanten schauen zu.
Ein Stadtstreicher liegt regungslos am Gehsteigrand. Die Passanten wechseln die Straßenseite oder steigen über ihn hinweg. Einige geben ihm zu verstehen, er möge den Weg frei machen.
Einer deiner Freunde wird
zusammengeschlagen.
Hilfst du?
Du siehst jemanden beim Zündeln.
Geht dich das nichts an?
Ein Lehrer benachteiligt einen
Mitschüler.
Setzt du dich für ihn ein?
Sich für andere einsetzen, sich engagieren, jemandem helfen, den man gar nicht kennt und den Mund aufmachen, wenn alle anderen schweigen – das kann ganz schön viel Mut verlangen.
Und manchmal ist es auch gefährlich sich einzumischen oder es bringt einem Ärger ein. Aber es macht einen auch stark. Stark und selbstbewusst.
Doch Zivilcourage ist bei weitem nicht immer etwas Spektakuläres und Gefährliches. Sie fängt schon dort an, wo jemand etwas nicht gerecht findet, etwas dagegen (vor allem öffentlich) tun will, dabei das Gefühl hat, im Nachteil zu sein und der Erfolg eher unsicher ist.
Ob Menschen in Situationen, wo Hilfe und Courage nötig sind, helfen oder wegschauen, hängt grundsätzlich von ihrer Mitleidsfähigkeit und von ihrem Verantwortungsbewusstsein ab, wobei vor allem letzteres von der Erziehung abhängt.
Als weitere Kriterien kommen hinzu:
- die Eindeutigkeit der Situation
- die Einschätzung der eigenen Gefährdung
Man hat auch festgestellt, dass
- Frauen eher geholfen wird
- gut aussehenden und gepflegten Opfern eher Hilfe zuteil wird als ungepflegten
- dass Verletzung des Opfers abstoßen.
Je größer die Anzahl von Passanten ist, um so geringer ist die Bereitschaft des Einzelnen zu helfen. Gründe dafür sind:
- die gegenseitige Beobachtung (wenn niemand die Initiative ergreift, denkt man sich, dass man selber die Situation falsch einschätzt und gar kein Notfall vorliegt)
- die geteilte Verantwortung
- das Lampenfieber, aus einer Gruppe herauszutreten und unter Beobachtung der anderen initiativ zu werden.
Angst
Es ist wichtig, die eigenen Möglichkeiten und Ängste zu kennen. Nur wenn sie richtig eingeschätzt werden, kann sinnvoll geholfen werden. Ängste hat jeder; sie warnen vor Gefahren und haben so eine Schutzfunktion.
Statt einem bewaffneten Angreifer entgegenzutreten, ist es vielleicht besser, ihn gut zu beobachten, um ihn später als Zeuge genau beschreiben zu können.
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