War das Grab leer?

Alle vier Evangelien, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen von der Entdeckung des leeren Grabes Jesu am Sonntag Morgen. Im Detail unterscheiden sich die Erzähungen.

Mt 28, 1-10Mk 16, 1-8Lk 24, 1-12Joh 20, 1-10
Am Sonntagmorgen (am ersten Tag der Woche)===
Maria aus Magdala und die andere MariaMaria aus Magdala, Maria die Mutter des Jakobus, Salomedie FrauenMaria von Magdala
kaufen wohlriechende Ölewohlriechende selbst gemachte Salben
gehen zum Grab===
ein Engel vom Himmel mit blitzend weißem Gewandein junger Mann mit weißem Gewand auf der rechten Seite im Grab
Erdbeben
wälzt den Stein wegder Stein ist schon weggewälztder Stein ist schon weggewälztder Stein ist weg
starre Wächter
Engel: fürchtet euch nicht – Jesus ist auferstanden – seht euch das Grab ander Mann: erschreckt nicht, Jesus ist auferstandenAuftreten vo zwei Männern in leuchtenden Gewändern
Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Erinnert euch an seine Worte in Galiläa (er muss gekreuzigt werden, und auferstehen)
Auftrag: geht zu den Jüngern, kündet ihnen von der Auferstehung; Jesus geht voraus nach GaliläaAuftrag: geht zu seinen Jüngern und Petrus; Jesus würde vorausgehen nach Galiläa
Gang zu den JüngernFlucht der Frauen, Schweigen aus FurchtGang zu den elf Jüngern und den Übrigen, BerichtGang zu Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte (Johannes): Jesus wurde aus dem Grab genommen, Unkenntnis seines Aufenthaltes
Begegnung mit Jesus, Auftrag Jesus: geht zu den Jüngern, sie sollen nach Galiläa gehen, um Jesus dort zu sehen
Unglaube der Apostel („Geschwätz“)
Gang des Petrus zum Grab, Sichtung der LeinenbindenLauf des Petrus und Johannes zum Grab, Johannes sichtet die Leinenbinden von ausserhalb des Grabs und wartet auf Petrus
Gang des Petrus ins Grab: Sichtung des Leinentuchs und getrennt davon des Schweißtuchs
Gang des Johannes ins Grab und Glaube an die Auferstehung
bleibendes Unverständnis bei beiden Jüngern und Rückkehr in die Stadt

Das Johannes-Evangelium setzt in den Versen 11-18 fort:

Maria von Magdala steht weinend vor dem Grab, beugt sich in die Grabkammer und sieht zwei weißgewandete Engel im Grab, am Kopfende und Fußende. Sie fragen sie nach ihrem Kummer, und sie beklagt sich über den verschwundenen Leichnam.

14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.[2] 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Maria von Magdala ist der erste Mensch, dem eine Erscheinung des auferstandenen Jesus zuteil wird. Es folgen viele weitere Erzählungen über Erscheinungen (z. B. den Emmausjüngern, die Jesus erst beim Brotbrechen am Abend erkennen, den versammelten und versteckten Aposteln, zuerst Thomas, dann mit Thomas usw.).

Die Etablierung des Auferstehungsglauben

Der Auferstehungsglaube und damit in der Folge eine neue Religion und Glaubensgemeinschaft entsteht nicht in erster Linie durch die Entdeckung des leeren Grabes. Es gab schon bald eine Theorie, der Leichnam Jesus sei weggebracht oder gar gestohlen worden. Auf jeden Fall war klar, dass ein leeres Grab keine Auferstehung beweisen kann. In den 1990er-Jahren wagte ein deutscher Theologe die Aussage „Das Grab Jesu war voll.“ (https://www.katholisch.de/artikel/29287-war-das-grab-jesu-leer-eine-frage-und-ihre-bedeutung-fuer-den-glauben). Die Aussage erscheint aufs Erste provokant, nach dem Gesagten ist sie es aber gar nicht sosehr.

Es waren vielmehr die Erscheinungen des Auferstandenen, die bei immer mehr Menschen den festen Glauben an die Auferstehung Jesu weckten und festigten.

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